Hafnerstrasse
Impressionen
Pläne
Infos
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Auftraggeber
privat
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Ort
Zürich
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Leistungen konzeptS
Architekturleistungen über alle Leistungsphasen
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Projektschwerpunkte
Denkmalschutz, Holzbau
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Projektprozess
BIG BIM, BIM2FIELD, offene Abrechnung, LCM
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Nachhaltigkeit
SNBS (projektspezifische Zielvereinbarung)
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Planung / Bauzeit
seit 2019
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Status
in Planung
Das Areal mit Wohnhaus, Werkstatt, Büroräumlichkeiten und Innenhof befindet sich an zentraler Lage mitten in Zürich, in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof. Der 1889 erbaute Gebäudekomplex mit Hauptbau und angebauten Gewerbeteil besticht durch seine geschichtliche und architektonische Qualität und ist im Inventar der Denkmalpflege als kommunal schützenwertes Projekt eingetragen. Nach einer umfassenden Analyse des Gebäudekomplexes konnte eine nachhaltige Immobilienstrategie festgelegt werden.
Das Ensemble von Wohnhaus, Werkstattgebäude und Hofgebäude an der Hafnerstrasse mit Baujahr 1889 und 1893 ist für die Stadt Zürich ein wichtiger städtebaulicher, sozial- und wirtschaftshistorischer, bautypologischer sowie baukünstlerischer Zeuge. Es stellt ein seltenes und wertvolles Beispiel seines Bautyps mit Baujahr vor 1900 und für das Industriequartier eines der wenigen noch verbliebenen, bauzeitlich derart vollständig und gut erhaltenen Wohnhäuser mit direkt angebautem Werkstattgebäude und Hofausbildung dar.
Dem Wohnhaus kommt mit seinem repräsentativen Habitus als Eckgebäude eine prägende Rolle im Strassenraum zu. Die Positionierung auf der Parzelle, die klare Unterordnung der Werkstatt in der Höhenentwicklung sowie die Ausbildung des markanten, umlaufenden Mansardwalmdaches definieren es deutlich als Haupthaus. Das Werkstattgebäude fügt sich räumlich zurückhaltend, aber baukünstlerisch den anstossenden Wohnbauten angemessen in den Blockrand ein. Der Haupteingang zu allen Bauten befindet sich im grossen (Werk-) Hof. So bilden die Bauten ein städtebaulich, räumlich und funktional zusammenhängendes historisches Ensemble eines Familienbetriebs mit unterschiedlichen Nutzungen (Lagerräume, Werkstätten, Umschlagplatz, Wohnhaus), die sich um den zur Strasse hin geöffneten Hofraum gruppieren.
Dem offenen Werk- und Erschliessungshof als zentrales räumliches und betriebliches Bindeglied zwischen den einzelnen Bauten wird damit eine grosse Bedeutung für das Verständnis des Ensembles zuteil. Insgesamt entsprechen die Bauten beispielhaften Zeugnissen der Lebensumstände des 19. sowie zu grossen Teilen des 20. Jahrhunderts im Kreis 5 und sind somit auch sozial- und wirtschaftshistorisch bedeutend. Das Areal ist in einem schlechten Zustand und muss technisch wie baulich auf den aktuellen Stand gebracht werden. Dabei sollen der Charakter sowie die geschichtliche und architektonische Qualität beibehalten und gestärkt werden.
In Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege der Stadt Zürich sowie weiteren Ämtern wurde ein stimmiges Gesamtkonzept erarbeitet. So soll das Hauptgebäude mit gezielten und sorgfältigen Eingriffen punktuell aufgewertet werden, ohne dass dabei die vorhandenen Qualitäten verändert, geschweige denn verschlechtert werden. Auch das Werkstattgebäude soll in seiner Struktur und Ausstattung beibehalten und dabei die wesentlichen denkmalpflegerischen Bauteile belassen werden. Im Sinne einer natürlichen Weiterentwicklung wird das Areal durch einen viergeschossigen, winkelförmigen Neubau ergänzt. Der Neubau fügt sich dank der einfachen, gut proportionierten Volumetrie und der Verwendung der gleichen Materialisierung mit einer Sicht-Backstein-Fassade gut in das bestehende Gefüge ein, ordnet sich aber bewusst dem Hauptgebäude unter. Der daraus entstehende wohl proportionierte Innenhof bildet ein Kontakt- und Bewegungsort aller Nutzer auf dem Areal. Somit kann die Geschichte mit dem Innenhof als aktiver Verbindungsort weitergebaut und aufgewertet werden. Der Sanierungsumfang des Hauptgebäudes besteht aus der Instandsetzung resp., wenn nötig, einem eins-zu-eins-Ersatz von Dach, Fenster, Balkone und Sonnenschutz sowie dem Ersatz der Elektroinstallationen und einer kompletten Fallstrangsanierung mit Nasszellen und Küchen. Die Raumstruktur mit dem Wohnungsmix bleibt bestehen.
Die Deckenkonstruktionen müssen aus statischen wie auch aus brandschutztechnischen Gründen aufgewertet werden. Dabei sollen alle schützenswerten Boden- und Deckenbeläge nach Möglichkeit bestehen bleiben oder instand gestellt werden.
Das Werkstattgebäude wird wie das Hauptgebäude instand gestellt. Die Grundrissstruktur sowie der Wohnungsmix wird den aktuellen Bedürfnissen angepasst.
Weiter sind aus statischen und erdbebentechnischen Gründen Verstärkungen an den Innenwänden und Decken unablässig. Eine Detailausführung muss in Absprache mit der Denkmalpflege Stadt Zürich sowie weiteren Behörden definiert werden.
Die aus wirtschaftlicher sowie nachhaltiger Sicht notwendige Verdichtung wird mit dem Neubau des H43 geschaffen. Der viergeschossige Neubau soll direkt an den bestehenden Turmbau H43 angebaut werden.
Mit dieser Massnahme kann zum einen der Turm nutzbar und zum andern eine städtebauliche wie auch architektonisch bessere Lösung geschaffen werden. Der Neubau soll sich dem Hauptgebäude H47 unterordnen und so die Wichtigkeit des Hauptgebäudes H47 stärken. Im Sinne des Weiterbauens soll der Neubau sowie das bestehende Turmgebäude und das Werkstattgebäude H45 mit einer Sicht-Backstein-Fassade realisiert werden.
Die Bogenpflästerung des Innenhofs wird aus der bestehenden Pflästerung wiederhergestellt. Die Fugen der Pflästerung schafft Raum für Spontanvegetation und einen sanften Übergang zu den Velo-, und Parkplätzen. Diese bestehen aus Schotterrasen und sind unversiegelt. Die Fläche der Besucher-, und des Behindertenparkplatzes kann auch als gemeinschaftliche Aufenthaltsfläche bespielt werden.
Zwei Staudenbeete, ein Ersatz für die Birke sowie eine grosszügige erdgebundene Fassadenbegrünung zieren den Innenhof und bieten Nahrung und Habitat für die Fauna. Aus der Vogelperspektive sieht man auf verschiedenen Niveaus die vier üppig bepflanzten Dachterrassen sowie eine Dachbegrünung. Die Terrassen weisen eine intensive Begrünung mit Stauden, Gräsern und Kleinsträuchern mit unterschiedlichen Wuchshöhen auf. Die begehbaren Flächen aus Holzplattformen sind möbliert. Auf den Gemeinschaftsterrassen finden Pergolas, welche für die Essbereiche Schatten spenden, ihren Platz. Auf den Gemeinschafts-, sowie Privatenterrassen werden Nischen für den Schutz der Privatsphäre sowie die Möglichkeit zum Urban Gardening mit Hochbeeten geschaffen. Das Projekt soll möglichst nachhaltig umgesetzt werden. Das bedeutet, dass die optimale Schnittstelle zwischen den ökologischen, sozialen sowie den ökologischen Sichtweisen ermittelt werden muss.
Speziell bei diesem Projekt spielt nebst der Lebenszyklusbetrachtung von Kosten und Ökobilanz vor allem die geschichtliche Gebäudesubstanz eine wesentliche Rolle.
Das Projekt beinhaltet einen integrierenden Nachhaltigkeitsansatz, welcher auf Basis des Standards „Nachhaltiges Bauen“ in Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft definiert wird.